Projektziele

Gemeinsames Nachhaltigkeitsverständnis entwickeln
Trotz vielfältiger Initiativen zu nachhaltiger Entwicklung (NE) und Bildung in Nachhaltiger Entwicklung (BNE) an den Luzerner Hochschulen fehlt bisher ein konsolidierter hochschulübergreifender Diskurs über die grundlegenden Begriffe, Zielsetzungen und didaktischen Implikationen einer Lehre Aspekten der nachhaltiger Entwicklung. Das Projekt verfolgt das Ziel, ein gemeinsames konzeptionelles Fundament zu schaffen, auf dem sowohl Lehre als auch Forschung aufbauen können (vgl. Wilhelm & Rinaldi, 2023).
Verhältnisbestimmung der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)
Der Diskurs rund um Bildung in Nachhaltiger Entwicklung ist dynamisch. Beispielsweise gibt es zunehmende Kritik an bestehenden BNE-Modellen – etwa deren anthropozentrische Ausrichtung (Kopnina, 2014), deren Reduktion auf Wissensvermittlung, oder mangelnde Fachlichkeit (Niebert, 2024). Damit ergibt sich die Notwendigkeit einer systematischen Reflexion und Weiterentwicklung bestehender Konzeptionen. Vor diesem Hintergrund will das Projekt die drei zentrale BNE-Ansätze der Nachhaltigkeitsbildung (instrumentell, emanzipatorisch, transformativ) nach Vare und Scott (2007) und Petting und& Ohl (2023) im Kontext der Hochschullehre präzise differenzieren und didaktisch verankern. Im Fokus stehen dabei insbesondere die folgenden Fragen:
- Inwiefern darf Lehre normativ sein?
- Inwiefern darf Lehre politisch sein?
- Inwiefern darf sich Lehre mit Werten und Haltungen auseinandersetzen?
Hochschulübergreifende Kooperation und Wandel Transformation strukturell verankern
Bisherige Nachhaltigkeitsbemühungen an den Hochschulen Luzerns verliefen weitgehend dezentral. Um eine gemeinsame Nachhaltigkeitskultur zu etablieren, strebt das Projekt eine systematische hochschulübergreifende und ko-kreative Zusammenarbeit an – sowohl zwischen Fachwissenschaften und Fachdidaktiken, zwischen unterschiedlichen Hochschultypen sowie zwischen Lehre, Forschung, Studierenden und Praxis. Für diese Neuausrichtung und tiefgreifende Implementierung von (B)NE am Campus Luzern wird der Whole Institution Approach (WIA) als zentrales Konzept genutzt, wie er von Holst et al. (2024) beschrieben wird. Dabei geht es um die Integration von Nachhaltigkeit auf allen Ebenen der Hochschulen – strukturell, inhaltlich und kulturell (vgl. Pohl & Hirsch Hadorn, 2006). Ein zentrales didaktisches Konzept ist das Transformative Lernen (Lotz-Sisitka et al. 2015), welches Lernen als Veränderungsprozess versteht und auf systemisches, Ziel- und Transformationswissen abzielt. Die Hochschulen sollen dabei zu lernenden Organisationen des Wandels werden.
Gesellschaftlicher Dialog als Third Mission
Hochschulen sind nicht nur Bildungsinstitutionen, sondern auch gesellschaftliche Akteurinnen und Akteure. Das Projekt stärkt ihre sogenannte Third Mission, indem es neue Formen des Dialogs zwischen Hochschule, Gesellschaft und Wirtschaft etabliert – etwa über Reallabore, Austauschplattformen oder die Weiterentwicklung bestehender Formate wie den Vollenweider Lectures, welche über die Hochschulgrenze hinausgehen. Dabei steht nicht der Wissenstransfer im Vordergrund, sondern die Ko-Kreation von Lösungen für eine sozial-ökologische Transformation (vgl. Bellina et al., 2019; Wilhelm & Rinaldi, 2023).
Didaktische Innovation – Lehre weiterdenken!
Die projektbasierte Entwicklung von Lernsettings – z. B. Reallabore oder Austauschplattformen – eröffnet neue Wege, um komplexe sozio-ökologische Herausforderungen multiperspektivisch zu bearbeiten. Dabei geht das Lernen über den klassischen Wissenstransfer hinaus: Es bezieht auch reflexive und affektiv-emotionale Dimensionen ein (vgl. Förster et al., 2019; Ojala, 2013). Dies schliesst z. B. den konstruktiven Umgang mit kognitiver Dissonanz, Zielkonflikten zwischen SDGs (z. B. SDG 8 vs. SDG 15) und ethischen Ambivalenzen ein. Ziel ist es, transformative Lernprozesse zu ermöglichen, die sowohl kognitives als auch emotionales und soziales Lernen fördern.